Der Jugend eng verbunden - Kurt Schwaen wird 95

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Am 21. Juni begeht der Berliner Komponist Kurt Schwaen seinen 95. Geburtstag. Ungezählte Freunde und Verehrer seiner Musik werden dieses denkwürdige Jubiläum zum Anlass nehmen, ihm für sein Schaffen zu danken, ihn als einen der vielseitigsten und erfolgreichsten Komponisten der Gegenwart zu ehren. So veranstaltete die Landesmusikakademie Berlin am 4. April zum Abschluss ihres 12. Musikfestivals ein Gratulationskonzert für Kurt Schwaen, an dem auch der Berliner Sängerbund mit fünf Chören beteiligt war.

Der Name Kurt Schwaen steht für eine jahrzehntelange kulturelle Entwicklung, deren Ziel von Anfang an darin bestand, Menschen mit den vielfältigsten Erscheinungsformen von Musik vertraut zu machen. Sowohl als hoch geschätzter Komponist wie auch als Förderer, Anreger und Pädagoge hat er sich stets für eine Musik eingesetzt, die von möglichst vielen Hörern verstanden wird und humanistischen Ideen verpflichtet ist. Kurt Schwaen ist in vielerlei Hinsicht ein Vorbild. Sein Kampf gegen den Nationalsozialismus unter Einsatz seines Lebens, sein nahezu alle musikalischen Gattungen umfassendes kompositorisches Werk, die Mitwirkung beim Aufbau von Volksmusikschulen nach dem 2. Weltkrieg, seine Zusammenarbeit mit Brecht, die Übernahme wichtiger Aufgaben im Komponisten-verband, der Akademie der Künste und der AWA (Urheberrechtsgesellschaft der DDR) sind Bestandteile einer Biographie, die in ihrer Geradlinigkeit und Prinzipientreue wahrhaft vorbildlich ist.

Bis heute ist Kurt Schwaen der Jugend aufs engste verbunden. Wenn man sein umfangreiches Werkverzeichnis studiert, zeigt sich, wie er über Jahrzehnte hinweg stets darauf bedacht war, Musik für Kinder und Jugendliche zu schreiben. Überhaupt nimmt das Vokalschaffen einen herausragenden Platz im seinem Gesamtwerk ein, wofür ihm zahllose Chöre dankbar sind. Und er arbeitet bis auf den heutigen Tag. Es ist für ihn geradezu selbstverständlich, von einem Chor um eine neue Komposition gebeten zu werden, die er dann auch pünktlich und in gewohnt hoher Qualität liefert. Musik ist sein Leben. Für ihn gibt es keinerlei Stillstand, er ist aktiv, wach, nimmt kritischen Anteil am Weltgeschehen. Er liebt die Knappheit, die Konzentration auf das Wesentliche. So ist es auch in seiner Musik. Als Überschrift zu seiner Internet-Homepage liest man sein Zitat "Was du nicht mit drei Tönen sagst, das sagst du auch nicht mit hundert". Diese Homepage, inhaltlich und formal glänzend gestaltet, ist eine wahre Fundgrube für alle, die Informationen über sein musikalisches Schaffen suchen. Man findet Werklisten, chronologische Aufstellungen, Zitate und vor allem Hörbeispiele, die einen Eindruck von der Vielgestaltigkeit seines kompositorischen Werkes vermitteln.

Kurt Schwaen gehört in den neuen Bundesländern seit Jahrzehnten zu den meistgespielten Komponisten der Gegenwart. Das liegt sowohl an der unbestritten hohen Qualität seiner Arbeiten als auch an der Aktualität der von ihm vertonten Themen und Inhalte. Auch in den alten Bundesländern hat der Name Kurt Schwaen einen guten Klang, aber resultierend aus der deutschen Geschichte nach 1945 ist hier der Bekanntheitsgrad doch noch entsprechend geringer. Es wäre für Chöre in allen Regionen unseres Landes eine interessante und lohnende Aufgabe, sich mit Schwaens Werk näher vertraut zu machen und seine Musik aufzuführen. Der Erfolg ist programmiert, zumal seine musikalische Sprache von jedermann verstanden wird.

Der Schwaen-Zyklus "Unterm Himmel, unter Sternen" ist als "Cho(h)rwurm des Monats" im Internet zu hören: www.musicanet.org.

Wer sich noch ausführlicher mit Kurt Schwaen beschäftigen möchte, dem steht das Kurt-Schwaen-Archiv unter der Rufnummer (030) 56 26 331 zur Verfügung.

Horst Fliegel



Erschienen in "Lied & Chor", Köln, Juni 2004